Wer uns auf Twitter oder Facebook folgt konnte in den letzten Wochen bereits einen Eindruck davon bekommen, was wir alles unternehmen, um zwei große Unterkünfte für Geflüchtete aus der Ukraine mit Netzwerk-/WLAN-Infrastruktur auszustatten. Aber der Reihe nach…
Ende März erreichte uns eine Anfrage der Bezirksregierung, in der wir um Hilfe bei der Einrichtung von WLAN-Netzen in zwei im Aufbau befindlichen Unterkünften gebeten wurden. Natürlich konnten und wollten wir helfen und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Zwei Tage später (25.3.) verbrachten wir unsere Mittagspause in einer ehemaligen Kaserne, um uns einen ersten Eindruck des Geländes und der bestehenden Infrastruktur zu verschaffen und der Plan war gesetzt; wir machen das!
Ungefähr 224 investierte Personenstunden später möchten wir die Verschnaufpause des Osterwochenendes nutzen, um Euch einen Einblick hinter die Kulissen zu gehen.
Im November 2014 trafen sich mehrere Vertreter vom Freifunk Hochstift (damals noch Freifunk Paderborn) in einem Café mit zwei Vertretern der Stadt Warburg: diese hatten sich bei uns gemeldet, um freies und offenes Internet in der Warburger Innenstadt zur Verfügung zu stellen. Was uns allen bis dahin noch nicht klar war: es war der Startschuss für eine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit.
Schon kurz darauf, nämlich am 24. März 2015, verkündete der damalige Bürgermeister Stickeln erstmals öffentlich in seiner Haushaltsrede, dass man zusammen mit dem Freifunk-Projekt nun WLAN in der Innenstadt anbieten werde. Bis die gemeinsame Vision dann Wirklichkeit werden konnte, dauerte es aber noch etwas, da sich die Bereitstellung eines leistungsfähigen Internetanschlusses dort als noch wesentlich herausfordernder herausstellte, als ursprünglich befürchtet. In der Zwischenzeit wurden 2016 mehrere Unterkünfte für Geflüchtete mit an das Freifunk-Netz angebunden und darüber mit Internet versorgt. Die Lösung des digitalen Dilemmas in der Innenstadt war schlussendlich die Kirchengemeinde: über den hohen Turm der Warburger Neustadtkirche war es möglich, eine Anbindung des Infocenters mittels Richtfunkstrecken zu realisieren. Die Eröffnung auf dem Neustadtmarktplatz am 02.06.2017 wurde dann auch medial begleitet: in der Zeitung sowie auf der Webseite der Stadt Warburg.
Technisch wurde der Internetverkehr der Warburger Innenstadt – neben einzelnen Freifunk-Knoten in Geschäften und von Privatleuten – durch zwei sogenannte „Uplinks“ realisiert: jeweils ein eigener Anschluss im Stadthaus sowie – etwas später – in der Polizeiwache in Warburg. Der erste war anfangs alleine und sorgte über die Richtfunk-Verbindung über den Kirchturm für WLAN am Infocenter. Später im Jahr (2017) entstand im Rahmen des landesweiten Projekts „100x WLAN“ der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen der zusätzliche Freifunk-Spot an der Polizeiwache. Da von dort auch der Kirchturm sichtbar war, wurde eine zusätzliche Richtfunkstrecke eingerichtet und der vom Land NRW finanzierte Internetanschluss an der Polizeiwache diente als Backup-Uplink u.a. für den Neustadtmarktplatz (und auch für das Stadthaus).
Bisherige Topologie Warburg
Es blieb nicht bei Freifunk unter freiem Himmel: darüber hinaus wurden im Stadthaus die publikumsträchtigen Wartebereiche ebenfalls mit Freifunk versorgt.Die meisten der für die Freifunk-Installationenen in Warburg eingesetzten Komponenten wurden von der Stadt beschafft.Nur ein kleiner Teil des Equipments wurde aus Landesmitteln durch den Freifunk Hochstift bereitgestellt.
Umso erstaunter waren wir, als der Internetanschluss im Stadthaus am 20. Mai diesen Jahres ohne Vorwarnung ausfiel. Wir bekamen Hinweise, dass dies eine bewusste Abschaltung und die weitere Kooperation hinfällig sei. Und so fragten wir am 26. Mai offiziell nach: statt einer Antwort war auch die restliche Infrastruktur am Stadthaus wenige Stunden später nicht mehr erreichbar. Auf weitere Nachfrage unsererseits begann zwei Wochen später ein Schriftwechsel per E-Mail. Vorgestern, am 23. Juni, wurde uns mitgeteilt, dass stadtintern keine Unterlagen zum Bestehen einer Kooperation auffindbar seien und noch in dieser Woche eine Alternativlösung für den Markplatz bereitgestellt werde.
Unser Problem ist nun, dass der primäre Uplink für die Innenstadt nun bereits länger nicht mehr verfügbar ist wodurch die Servicequalität bereits etliche Tage nicht mehr unserem Anspruch genügt. Dennoch bestand dank des Netzwerkkonzepts des Freifunks weiterhin ein Internetzugang auf dem Neustadtmarktplatz, da dieser durch den Uplink in der Polizeiwache mitversorgt wurde. Da der Anschluss in der Polizeiwache leider deutlich weniger Bandbreite zur Verfügung stellt und damit gleichzeitig jetzt noch mehr Nutzer bedienen muss, war eine Verschlechterung der Servicequalität allerdings unumgänglich.
Nachdem wir nun erfahren haben, dass auf dem Neustadtmarktplatz seitens der Stadt eine alternative Lösung bereitgestellt wird und kein Interesse an einer weiteren Kooperation besteht, deaktivieren wir den dortigen Freifunk-Zugangsknoten (der ebenfalls von der Stadt Warburg beschafft und von uns betrieben wurde).
Diese jüngsten Entwicklungen bedauern wir sehr. Unser Ziel ist weiterhin freies WLAN für Alle im öffentlichen Raum und wir stehen einer (weiteren) Kooperation in der Zukunft offen gegenüber.
Seit heute Nachmittag liegt pünktlich zum Weihnachtsfest die neue Freifunk Hochstift Firmware in der Version 1.4.1 bereit. Neben der Unterstützung diverser neuer Routermodelle untertützt die Firmware auch ein neues Feature im Configmode.
In den Experteneinstellungen könnt ihr ab sofort wählen, ob ihr lieber mehr Geschwindigkeit haben wollt (vorausgesetzt eure Internetanbindung macht das mit) oder lieber mehr Sicherheit auf dem VPN-Tunnel zu unseren Gateways. Konkret könnt ihr über den Schalter die Verschlüsselung deaktivieren und so mehr Bandbreite aus eurem Router herausholen.
Euer Internetanschluss tritt dabei weiterhin nach außen nicht in Erscheinung. Der Traffic wird wie gewohnt über unsere Infrastruktur geleitet und beim Freifunk Rheinland an das Internet übergeben.
Das Changelog zur neuen Version findet ihr unter https://firmware.ffho.net/stable/Changelog.html
Du möchtest in Deiner Freizeit etwas Gutes tun und mithelfen ein offenes und freies Netzwerk auf- und auszubauen? Du hattest schon immer mal Lust, größere Netze als Dein Heimnetz zu betreiben? WLAN, IP und andere Netzwerkthemen sind Dir nicht fremd? Dann melde Dich doch einfach mal bei uns.
Deine Aufgabe
Der Freifunk Hochstift e.V. betreibt ein freies WLAN-Netz mit derzeit ca. 900 Zugangspunkten in den Kreisen Paderborn und Höxter. Der Ausbau dessen kostet neben finanziellen Ressourcen insbesondere zeitlichen Einsatz. Und hier kommst Du ins Spiel. Wir suchen neue Mitstreiter*innen, die Lust haben, eigene Projekte zu übernehmen und diese zum Erfolg zu führen. Diese gehen von der Bearbeitung von Anfragen über das Ticketsystem vom Sofa aus, bis hin zur Konzeptionierung und Unterstützung bei der Umsetzung größerer WLAN-Installationen. Insbesondere einzelne Teilprojekte beim Ausbau des Netzes in der Paderborner Innenstadt wird es in Zukunft vermehrt geben.
Dein Profil
Du hast Erfahrung in der Administration größerer Netzwerke. Ein guter Überblick über aktuelle WLAN-Hardware ist hilfreich. Bei komplexen Zusammenhängen bist Du in der Lage diese zu erfassen und Probleme zu erkennen. Was Du nicht weißt, spornt dich an, Dir das Wissen anzueignen. WLAN (802.11ac), VLANs, Linux und Routing sind für Dich nicht nur Fremdwörter sondern konkrete Technologie; Begriffe wie OSPF, BGP, VXLAN machen Dir keine Angst, sondern machen Dich eher neugierig. Du kommst aus den Kreisen Paderborn oder Höxter.
Solltest Du Dich in den oben genannten Punkten wiederfinden, schreibe uns doch bitte eine E-Mail an kontakt@ffho.net. Schön wäre eine kleine Vorstellung und Beschreibung Deiner Vorkenntnisse. Wir erwarten keine formelle Bewerbung, würden aber schon gerne wissen, mit wem wir es zu tun haben.
Der frühe Vogel fängt den Wurm – oder baut Richtfunkstrecken auf! Heute morgen konnten wir nach einiger Corona-Verzögerung die Richtfunkstrecke zwischen dem Kreishaus und dem Klingenthal Modehaus in Betrieb nehmen. Damit ist ein weiterer Lückenschluss im Backbone erreicht, der für mehr Redundanzen sorgt.
Aktuell sieht der Funk-Backbone in Paderborn ungefähr so aus 🙂